Die Geschichte der Pfarre Mösel, Deutsche Sprachinsel Gottschee, Jugoslavia, Von Pfarrer Josef Erker, 1930, Druck der Vereinsbuchdruckerei "Celeja" in Celje.


Seelsorge und Pfarrkirche Mösel


Das neue Ansiedlungsgebiet, wozu auch die Mösler Gegend gehörte, unterstand in seelsorglicher Beziehung ursprünglich den Seelsorgern von Reifnitz, welche Pfarre bereits im Jahre 1221 errichtet worden war. Wir können uns denken, mit welchen Schwierigkeiten der Seelsorgedienst von Reifnitz herunter bis Unterdeutschau und
bis zur Kulpa in das ganz bewaldete und teilweise sumpfige Rodungsgebiet von Gottschee verbunden war. Mit welcher Sehnsucht und Liebe mögen wohl die Ansiedler den Priester erwartet haben, der monatlich kaum einmal den beschwerlichen Weg durch die Wildnis auf einem Reitpferde machen konnte. Wie verlassen mußten sich die Ansiedler fühlen, die abgeschlossen von der kultivierten Welt, mitten in der Wildnis, von Urwald und wildem Getier umgeben, den härtesten Kampf ums Dasein kämpfen mußten. Aber sie verzagten nicht, denn sie waren ein gläubiges Volk mit festem Gottvertrauen. Allmählich wurde es besser auch in seelsorglicher Beziehung. Im Jahre 1339 bewilligte der Patriarch Bertrand von Aquileja die Anstellung eines Kaplans (Expositen) und im Jahre 1363 der Patriarch Ludwig II. della Torre die Anstellung eines selbständigen Seelsorgers (Pfarrkuraten) an der St. Bartholomäuskirche in Mooswald für das ganze Gottscheer Gebiet. Von dieser Zeit an erhielten auch die Ansiedler in Mösel eine bessere und schnellere Seelsorge, indem der Priester aus Gottschee auf seiner Rundreise in den Kirchlein von Mösel, Nesseltal, Altlag, Ebental, Mitterdorf, vielleicht auch in Tschermoschnitz und Stockendorf, welche Gebiete alle damals zur Seelsorgestation in Gottschee gehörten, den Gottesdienst abgehalten und die heil. Sakramente gespendet hat. Dieser Zustand dauerte für Mösel, bis es aller Wahrscheinlichkeit nach infolge Zunahme der Ansiedlung und Vermehrung der Bevölkerung durch fast zweihundert Jahre eine Kaplanei-Expositur unbeschadet der Rechte der Pfarre Gottschee erhielt und eine ordentliche Seelsorge begann. Wie ein alter Schematismus (Personalstand-Ausweis) des Laibacher Bistums berichtet, wurde Mösel als Pfarre erst im Jahre 1509 aus der Pfarre Gottschee errichtet. (Moesel ex parochia Gottschee 1509).

Die ersten Seelsorger von Mösel dürften aus Deutschland gekommen sein, wie das ja auch bei anderen Gottscheer Pfarren der Fall war, wie z.B. bei Rieg, wo ein Deutscher aus Memmingen in Schwaben als erster Seelsorger gewirkt hat. Leider fehlen uns die näheren Nachrichten über diese ersten Seelsorger. Nicht einmal im Archive des Laibacher fürstbischöflichen Ordinariates konnten bezughabende Dokumente gefunden werden, was sich wohl daraus erklärt, daß Gottschee mit Unterkrain erst im Jahre 1787 der Laibacher Diözese einverleibt wurde durch Kaiser Josef II., der die Bistümer derart arrondierte, daß die Grenzen der Diözesen tunlichst mit den Landesgrenzen zusammenfielen. Bis zum Jahre 1751 gehörte Gottschee in kirchlicher Beziehung zum Patriarchate von Aquileja und später bis 1787 zum Bistume Görz. In den Archiven dieser beiden Diözesen wären vielleicht zweckdienliche Aufzeichnungen über die ersten kirchlichen Zustände Gottschees zu finden.



Dorfplatz von Mösel und Pfarrkirche, Photographisches Atelier Jos. Dornig Gottschee.


Man darf ferner auch nicht vergessen, daß Gottschee von den Türken sehr viel zu leiden hatte, die bei ihren wiederholten Einfällen das Land mit Feuer und Schwert verwüsteten und unsägliches Elend über dasselbe brachten. Solcher verheerender Türkeneinfälle gab es nicht weniger als zwölf, und da ist es wohl begreiflich, wenn viele kostbare Schriften zu Grunde gegangen und in Verlust geraten sind.

Zur Abwehr der Türkengefahr wurden seit 1471 im Ganzen Lande sogenannte Tabore, d.i. turmartige Befestigungsbauten errichtet. Über die Tabore schreibt Regierungsrat Wolsegger im Deutschen Kalender für Krain 1892 folgendes: "Auf leicht zugänglichen und leicht zu verteidigenden Punkten im Dorfe oder in dessen Nähe wurde ein fester Turm oder später eine Kirche gebaut und mit Mauern umgeben. Am häufigsten wurde aber die Dorfkirche selbst befestigt. Die Tabore enthielten Lagerräume, Vorratskammern, Brunnen usw. Kommandant in einem solchen Tabor war in der Regel der Pfarrer (oder ein Adeliger). Die jungen, kräftigeren Leute übernahmen Kampf und Verteidigung, während die Greise, Weiber und Kinder vor den Altären auf den Knien lagen und laut zum Himmel um Rettung flehten. Da die Kraft der Türken und die Verderblichkeit ihrer Züge auf ihrer Beweglichkeit beruhte (weil sie beritten waren) und sie sich nirgends lange aufhielten, so galt es bloß, den Tabor ein paar Tage zu halten, dann war die Bevölkerung gerettet. Solche Tabore gab es in Gottschee: das Schloß Friedrichstein, welches von den Türken nie eingenommen werden konnte, die Kirchenkastelle in Altlag, Mösel, Nesseltal und Ossiunitz, ferner in Morobitz, wo das Pfarrhaus befestigt war, und in Göttenitz, wo der Taborturm noch erhalten ist. Es mußte jederzeit dafür gesorgt werden, daß die Tabore bewacht waren. In den Kammern und Kellern wurden große Mengen Mundvorrat angesammelt. Zur Bewachung wurde ein Taborhüter gewählt und in Eid und Pflicht genommen. Ein Ausschuß von meist zwölf Männern hatte über den Tabor zu wachen, über Rüstung, die verwahrten Lebensmittel und die gesamte Einrichtung der Gemeinde Rechnung zu tragen".

So ein Tabor mit doppelter Mauer um die Pfarrkirche befand sich auch in Mösel. Das alte Pfarrhaus war kastellartig gebaut mit rundlichem Turm. Als im Jahre 1844 die sogenannte alte Schule gebaut wurde, riß man die innere Tabormauer nieder und verwendete das Material zum Bau der Schule, deren Baulinie die verlängerte äußere
Tabormauer bildete. Zu Fronleichnam des Jahres 1846 brannten die innerhalb der Tabormauer befindlichen Keller und Getreidekasten von unvorsichtigen aus hohlen Schlüsseln schießenden Knaben angezündet, ab. Da infolgedessen die Tabormauer keinen Zweck mehr hatte, wurde auch diese im Jahre 1856 bis zur Höhe einer Friedhofsmauer abgetragen und das Material zum Bau des neuen Pfarrhauses verwendet. Im Jahre 1903 ist auch diese Friedhofsmauer. nachdem der alte Friedhof um die Kirche aufgelassen wurde, entfernt worden und ist damit ein Stück Altertum verschwunden. Der neue Pfarrhof wurde unter Pfarrer Lobe vom Bauunternehmer Widmer aus
Mooswald gebaut. Während des Baues wohnten der Pfarrer und der Kaplan Anton Thelian im Hause Nr. 36 vulgo Nazn.

Die erste Pfarrkirche in Mösel ist im Jahre 1520 gebaut worden. Da sie, wie wir bereits wissen, mit einer doppelten, mehrmeterhohen Tabormauer umgeben war, so nahm sie sich mit dem daneben stehenden kastellartigen, mit einem runden Turm versehenen, ganz zur Verteidigung eingerichteten Pfarrhaus wie eine kleine Festung aus. Eine solche Befestigung war bei der Unsicherheit der damaligen Zeit auch geboten. Es war eben die Zeit der Türkeneinfälle, welche nach kurzer Unterbrechung seit 1520 in verhältnismäßig kurzen Zwischenräumen mit besonderer Heftigkeit sich wiederholten, so in den Jahren 1522, 1528 (zweimal), 1540, 1546, 1558, 1559 (zweimal), 1584. Schon war Gottschee, die nahegelegene Stadt, zweimal in Flammen ausgegangen, und es ist nicht unmöglich, ja sogar wahrscheinlich, daß das gleiche Schicksal auch das Dorf Mösel samt Kirche traf.

Wie lange steht die heutige Pfarrkirche? Gewiß schon seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Denn seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag ist vom Bau einer neuen Pfarrkirche in Mösel in keiner Urkunde, in keiner Inschrift die Rede, auch die mündliche Überlieferung im Volke schweigt davon, während alte Inschriften gerade aus jener Zeit von den Filialen der Mösler Pfarre manches Wichtige und Unwichtige zu erzählen wissen, wie wir später berichten werden. Ist es da wohl möglich, daß einzig und allein der Neubau einer Pfarrkirche, der doch für die Pfarrinsassen ein Ereignis ist, so ganz ohne jegliche Spur sowohl aus dem Gedächtnisse des Volkes, als auch aus der Sprache der Denkmäler verschwunden wäre, wenn ein solcher innerhalb jenes Zeitraumes wirklich stattgefunden hättet. In den Jahren von beiläufig 1630 bis ungefähr 1650 wirkte in Mösel der Pfarrer Heß, ein Bayer aus Würzburg, der, wie wir
aus Inschriften in Stein und Metall (Glocken) entnehmen, Filialkirchen gebaut, in denselben Altäre errichtet, Turmglocken usw. angeschafft hat; nichts dergleichen ist aber hinsichtlich der Pfarrkirche zu lesen. Letzteres läßt sich nur dadurch erklären, daß die Pfarrkirche bei dem Antritte und während der Wirksamkeit des Pfarrers Heß
mit den notwendigen Einrichtungsstücken und Gerätschaften genügend ausgestattet war, so daß der Pfarrer den dürftig eingerichteten Filialen seine volle Sorgfalt zuwenden konnte. Daß er dabei aber auch die Pfarrkirche nicht vernachlässigte, beweißt eine in Stein gemeißelte Inschrift in einem alten Weihwasserbecken der Pfarrkirche,
welche die Zahl 1642 und die abgekürzten Worte Hess construxit, d.h. "Heß ließ mich machen", enthält. Es war also die Pfarrkirche damals schon da, und weil in den folgenden Zeiten bis in die Gegenwart vom Bau einer neuen Pfarrkirche nicht die geringste Spur vorhanden ist, so sind wir zur Annahme berechtigt, daß die jetzige
Pfarrkirche zu des Pfarrers Heß Zeiten, somit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bereits bestanden hat.

Aber wir gehen noch einen Schritt weiter, indem wir behaupten, daß das Alter der Mösler Pfarrkirche noch weiter zurückreicht und daß sie, abgesehen von den in der Folge etwa vorgenommenen Um- und Zubauten, noch die ursprüngliche aus dem 16. Jahrhundert ist. Das schließen wir aus dem massiven Mauerwerk der jetzigen Kirche,
das wegen seiner Solidität auch bei einer allerdings nicht ausgeschlossenen Brandlegung durch die Türken nicht zerstört werden konnte und daher wahrscheinlich noch das alte, ursprüngliche Gemäuer aus dem Jahre 1520 ist. Das beweisen auch die bis in die Neuzeit erhalten gebliebenen Tabormauern, welche gleichzeitig mit der Kirche
oder bald darnach aufgeführt worden sind, und von denen die innere bis zur Turmlinie reichte. Wäre später einmal, etwa zur Zeit, als die Türkengefahr für immer geschwunden war, eine neue Pfarrkirche gebaut worden, so hätte man bei diesem Neubau zweifelsohne die zwecklos gewordenen, unschönen Tabormauern abgetragen und das Material für den Neubau verwendet, wie es tatsächlich im Jahre 1844 geschah, als man die innere Tabormauer niederriß, um mit dem gewonnenen Material die Schule zu bauen. Wir kommen somit zum Schlusse, daß die heutige Mösler Pfarrkirche auf ein Alter von 400 Jahren zurückblicken kann und die mordenden und sengenden türkischen Horden seinerzeit vorüberziehen sah, also aus dem Jahre 1520 stammt.

Im Jahre 1526 war Oesterreich von den Türken arg bedroht und benötigten die krainischen Stände zur Abwehr dringend Geld. Wie im jetzigen Weltkriege, wurden auch damals Requirierungen vorgenommen und sogar "die entbehrbaren Kirchengeräte und Kleinater" = Kleinodien gegen seinerzeitige (niemalige) Rückgabe oder Vergütung
entlehnt. Die Kirche Mösel mußte beisteuern: 1 silberne Monstranze, deren Kranz und Kreuzchen vergoldet 33 Loth; 1 silbernes Kreuzchen 12 Loth; 2 silberne Kelche 48 Loth; 5 Pfund Pfennige und 32 Schillinge. Die Bruderschaft des heil. Leonhard 3 Pfund Pfennige. Die Bruderschaft beim Altare der Mutter Gottes 1 Pfund 25 Schillinge.

Freilich wurden im Laufe der Zeiten öfters Reparaturen, Neuherstellungen und Umbauten an der Kirche vorgenommen, bis sie allmählich die innere und äußere Gestalt von heute erhielt. So ist im Jahre 1764 ein neuer Hauptaltar hergestellt worden von Franz Fajenz und Anton Kastelec. Erstgenannter war ein Sprößling der angesehenen Bürgerfamilie Fajenz in der Stadt Gottschee, die sich viel mit Malerei und Bildhauerei beschäftigte, heute aber ausgestorben ist. Da Franz Fajenz von 1763 bis 1766 als Kaplan in Mösel wirkte, so scheint es, daß der neue Hochaltar der Pfarrkirche hauptsächlich auf sein Betreiben und unter seiner Mitwirkung von der Familie Fajenz errichtet worden ist.

Ober der rechten Eingangstür der Pfarrkirche lesen wir die Jahreszahl 1822 und die Buchstaben M. St. eingemeißelt. Da von 1820 bis 1831 Michael Stonitsch Pfarrer in Mösel war, so bedeutet jene Inschrift offenbar, daß im genannten Jahre unter Pfarrer Michael Stonitsch eine neue Kirchentür eingesetzt und wahrscheinlich die ganze Kirche renoviert worden ist.

Zahlreiche Neuherstellungen brachte das Jahr 1876 unter Pfarrer Torkar. Es wurden der St. Petrusaltar und die beiden Nischenaltärchen renoviert, der Rosenkranzaltar neu errichtet, das Bild der Mutter Gottes von Maria Zell um 1150 Gulden, Kirchenbänke um 480 Gulden angeschafft. Diese Neuherstellungen und Reparaturen geschahen in gelungener Weise durch den Laibacher Bildhauer Leopold Götzl. Die Beichtstühle sind aus dem Jahre 1862.

Eine Zierde der Pfarrkirche sind die von der rühmlichst bekannten Tiroler Glasmalerei und Mosaik Anstalt Neuhauser, Dr. Jehle und Komp. in Innsbruck in Glasmalerei ausgeführten und im Jahre 1905 mit einem Kostenaufwand von
760 K. eingesetzten drei Fenster. Das eine mit dem Brustbilde des hl. Josef ist gewidmet von Josef Jonke, Kaufmann und Gastwirt in Mösel Nr. 11, das andere mit dem Herzen Jesu ist eine Spende von Josef Kollmann, Kaufmann in Baden bei Wien und derzeitigen Finanzminister in Oesterreich, die Anschaffung des Dritten mit dem Brustbilde des hl. Paulus wurde ermöglicht durch freiwillige Beiträge der Pfarrinsassen.

Am 15. August 1901 schlug der Blitz in den Kirchturm ein, zündete zwar nicht, beschädigte aber denselben so sehr, daß das Turmdach in den Jahren 1903 und 1904 einer gründlichen Reparatur unterzogen werden mußte, bei welcher Gelegenheit der alte, in Zwiebeldachform gehaltene Turm eine gerade aufstrebende Form nach dem Muster des Pfarrkirchturmes in Zürich mit Zinkblecheindeckung erhielt. Diese Rekonstruktionsarbeiten vollführte zur allgemeinen Zufriedenheit die bekannte Turmdeckerfirma Anton Belec in St. Veit bei Laibach. Gleichzeitig wurde ein ganz neuer Kirchendachstuhl aufgesetzt und mit Strangfalzziegeln bester Gattung eingedeckt. Die Pläne besorgte der k. k. Ingenieur Jaromir Hanusch.

Im Turme hingen bis 1917 drei Glocken. Die kleinste wurde im Jahre 1769 unter Pfarrer Ramutha angeschafft und stammt aus der Glockengießerei des Zacharias Reid in Laibach. Auf derselben sind abgebildet der hl. Florian, die heiligen drei Könige, Maria mit dem Jesuskinde und Christus am Kreuze. Sie trägt die Aufschrift: A peste, fame et bello libera nos Domine. Von Pest, Hunger und Krieg erlöse uns o Herr! Diese ist noch vorhanden. Die mittlere unter Pfarrer Kreuzmeyer angeschaffte und von Johann Jakob Samassa in Laibach im Jahre 1801 gegossene Glocke zeigte
die Bilder der unbefleckten Gottesmutter, des hl. Rochus und des hl. Sebastian. Um zwei Jahre älter war die große Glocke; sie stammte aus dem Jahre 1799 und hat, wie Pfarrer Tschinkl berichtet, am 17. August genannten Jahres zum erstenmal geläutet. Dieselbe zierten drei Bilder: der hl. Leonhard (Kirchenpatron), der hl. Petrus und Christus am Kreuze. Sie wog im Metalle 1564 Pfund, d. i. 875 kg und kostete in damaligem Gelde 1245 Gulden. Diese zwei letzteren Glocken wurden im Jahre 1917 für Kriegszwecke weggenommen.

Lange Zeit war die Pfarrkirche ohne Orgel. Pfarrer Michael Wolf soll die erste Orgel um das Jahr 1840 angeschafft haben und war der erste Organist ein schlichter Bauer, ein gewisser Jakob Lackner aus Obermösel Nr. 7. Die jetzige Turmuhr ist ein Werk des Johann Pogatschnig aus Podnart in Oberkrain aus dem Jahre 1872. Unter Pfarrer Andrejak im Jahre 1887 erhielt die Pfarrkirche zum Gebrauch in der Winterszeit einen zerlegbaren Bretterboden, eine neue große Kirchenfahne im Jahre 1893, zwei kleinere Kirchenfahnen im darauffolgenden Jahre und ein schönes Missionskreuz im Jahre 1895.

Um die Pfarrkirche herum lag vormals der Pfarrfriedhof, auf dem alle verstorbenen Pfarrinsassen, auch jene von der Kulpagegend, seit dem Bestande der Pfarre ihre letzte Ruhestätte fanden. Dabei blieb es bis zum Ende des 18. Jahrhundertes, als die Skriller wegen der großen Entfernung von der Pfarrkirche sich einen eigenen Friedhof bei ihrer Filialkirche in Unterskrill anlegten, bevor noch eine Expositur alldort errichtet wurde. Die übrigen Filialen begruben ihre Toten auch weiterhin noch auf dem gemeinsamen Pfarrfriedhofe zum hl. Leonhard bis ins Jahr 1887. In diesem Jahre wurde diese alte, ehrwürdige Begräbnisstätte, wo die abgeschiedenen Mösler Pfarrinsassen seit 400 Jahren der allgemeinen Auferstehung entgegenschlummern, aufgelassen, und es entstanden die neuen Ortsfriedhöfe in Obermösel, Niedermösel, Otterbach, Reintal und Verdreng. Für die Errichtung eines einzigen, für die ganze Pfarre mit Ausnahme der Expositur Skrill gemeinsamen, außerhalb des Pfarrortes gelegenen Friedhofes haben sich der damalige Pfarrer Franz Andrejak und der k. k. Bezirkshauptmann von Gottschee Hoèevar leider ohne Erfolg bemüht. Um die Anlage eines neuen Friedhofes in der Nähe des Pfarrortes zu ermöglichen, schenkte der Stocklieferant Thomas Stalzer von Obermösel Nr. 37 einen Acker mit dem Vorbehalte eines freien Begräbnisplatzes für sich und seine Familie. So kam der Pfarrort Obermösel zu einem neuen Friedhofe, der am 10. Mai 1888 vom Pfarrer Andrejak eingeweiht und am nämlichen Tage mit der Leiche des im Alter von 67 Jahren verstorbenen Michael Weiß aus Obermösel Nr. 50 belegt wurde. Wegen des beschränkten Raumes mußte dieser Friedhof schon im Jahre 1906 erweitert werden. Am 6. Mai genannten Jahres, am letzten Tage der Volksmission, gab der heimische Pfarrer Josef Erker diesem erweiterten Raume die kirchliche Weihe, worauf der hochwürdige Missionsleiter P. Rektor Franz Weimann das Friedhofkreuz zu einem mit Ablässen versehenen Missionskreuze benedizierte.

Bevor wir die Geschichte der Pfarre Mösel weiter verfolgen und zur Besprechung der Filialkirchen übergehen, müssen wir kurz eines Mannes gedenken, der es verdient, daß sein Name der Vergessenheit entrissen werde. Dieser Mann ist der am 28. Juni 1752 im Alter von siebzig Jahren zu Mösel verstorbene Matthias Lackner. Von ihm heißt es, daß er zwanzig Jahre Vorsteher von Mösel und ein hervorragender Wohltäter der Kirchen, besonders der Pfarrkirche war, weswegen an seinem Begräbnisse 13 Priester teilnahmen. Vielleicht war er ein Bruder oder ein naher Verwandter jenes Paul Lackner, der in den Jahren 1725 und 1726 Kaplan in Mösel war. Aus diesem Umstande ließe sich auch sein "hervorragender" Wohltätigkeitssinn gegenüber den Kirchen der Pfarre erklären. Jedenfalls stammte er aus einem sehr angesehenen und wohlhabenden Hause in Mösel.

Die Sterbematrik Moesel 1752 enthält die lateinische Eintragung: Die 28. Juny circa meridiem obijt Mathias Lakner aetatissuae 70 circiter annorum. Praefuit huic pago ut Supanus viginti annos. Insignis benefactor Ecclesiarum praesertim Ecclesiae parochialis. Obijt inquam omnibus Sacramentis refectus et sepultus est 29. eiusdem, comitantibus tredecim Sacerdotibus - per me J. Mathiam Khern parochum loci in Ecclesia Parochiali.

Dieser Mathias Lackner steht in Beziehung mit der Geschichte der Pfarrkirche. Als besonderer Wohltäter der Pfarrkirche hat er gewiß außerordentlich viel hingewirkt und beigetragen, daß sie um das Jahr 1750 renoviert, umgebaut und etwas vergrößert worden ist. Diesbezüglich und für die Geschichte der Pfarre wichtig ist folgende
im Archive des bischöflichen Ordinariates in Laibach gefundene Beschreibung der Pfarre Mösel vom 3. September 1822: "Die Pfarrkirche wurde vor 70 Jahren (also um 1750, als Mathias Lackner noch lebte und Vorsteher war) umgebaut, vergrößert, gut ausgebaut, besonders groß ist sie nicht, die Altäre und Glocken sind entsprechend, umgeben ist sie ringsum mit einer Mauer, welche "Tabor" heißt. Innerhalb der Ringmauer um die Kirche ist auch noch
ein besonders ummauerter Friedhof. Alte Urkunden sind nicht vorhanden. Von Feuerbrünsten weiß man nichts. Auch vom Luthertum wissen die alten Leute nichts zu berichten. Von den Türken besagt die alte Überlieferung, daß sie nur vorübergehen mußten, weil sich die Leute im Tabor verteidigten, welcher noch heute (im Jahre 1822) Befestigungstürme (also mehrere, nach der Überlieferung vier) besitzt, aus welchen man mit Kanonen auf sie geschossen hat. Vor etwa 40 Jahren also um 1780 machte man aus den Kanonen Mörser und fand auch noch Kanonenkugeln an der äußeren Festungsmauer. Auch Räuber (Haiduken) konnten nicht viel Schaden anrichten, weil die Leute Korn, Wein und Vieh hinter der Ringmauer halten. Alte Denkmäler und Reliquien gibt es auch nicht hier. Schulen und Waisen- und Armenhäuser sind noch keine." So die interessante Beschreibung aus dem Jahre 1822.

Am 7. September 1856 wurde in der Pfarrkirche ein neuer Kreuzweg geweiht, welcher heute noch besteht.


In der Geschichte der Kirche in Mösel sind somit drei Perioden zu unterscheiden:
1. die alte Kirche von ca. 1360 - 1520,
2. die Pfarrkirche von 1520 - 1750 und
3. der Umbau oder Neubau um das Jahr 1750 bis jetzt.


1. Weil die Urkunde des Patriarchen Ludwig Della Torre von Aquileja vom Jahre 1363 von neu errichteten Kirchen in Gottschee spricht (de novo quaedam ecclesiae constructae sunt videlicet in Gotsche), ist unter ihnen gewiß auch, wenn nicht schon früher erbaut, eine Kirche in Mösel gewesen, indem hier Gottschee als Gegendname angenommen ist. Bei dieser Kirche wurde später eine eigene Seelsorgestation errichtet. Deshalb ist die Erbauung der ersten Kirche in Mösel in die Zeit bald nach der Besiedlung zu setzen oder wenigstens um das Jahr 1360.

2. Im Jahre 1509 wurde Mösel zur Pfarre erhoben. Aus Dankbarkeit und aus religiösem Eifer beschloß man den Neubau einer Pfarrkirche. Die Notwendigkeit hiezu ergab wahrscheinlich auch das furchtbare Erdbeben im März 1511, welches im ganzen Lande an Kirchen und Schlössern viel Schaden anrichtete. Weil die Kirche schon alt
und auch zu klein und vom Erdbeben stark beschädigt war, mußte sie neu gemacht werden. Und das geschah im Jahre 1520. Der Geschichtsschreiber Valvasor berichtet in seinem Werke: "Die Ehre Krains" II. 8. Buch Seite 774, daß die Pfarrkirche zum hl. Leonhard in Mösel im Jahre 1520 gebaut worden ist und daß sie einen Tabor hat
und drei Altäre: zum hl. Leonhard, zu unserer lieben Frau und zum hl. Ulrich.

3. Diese Pfarrkirche wurde unter Pfarrer Mathias Khern und mit großer Unterstützung und Beihilfe des Vorstehers und hervorragenden Kirchenwohltäters Mathias Lackner in Mösel um das Jahr 1750 umgebaut und vergrößert. Als solche besteht sie heute noch und erhielt im Laufe der Zeit nur einige Renovierungen, deren letzte im Sommer
1926 mit Einbeziehung des Pfarrhofes und des Meierhofes stattfand.

Kirchenpatron der Pfarrkirche ist der hl. Leonhard, Abt. Sein Kult wurde schon durch die Freisinger Bischöfe nach Krain gebracht und besonders im 13. und 14. Jahrhundert stark verbreitet. Der hl. Leonhard galt als Schutzpatron der Gefangenen, Bauern und Fuhrleute. Darum wurden ihm zu Ehren besonders gerne Kirchen erbaut an Übergängen über Hügel und Bergland, an Wegsteigungen und steilen, abschüssigen Straßen, damit auf seine Fürbitte die Radsperren bei schweren Wagen festhalten. (Stegenšek : Cerkveni spominki I. S. 213). Da Mösel an hügeligem Übergange und steiler, abschüssiger Straße erbaut wurde, kann auch dieser Umstand zur Erwählung des hl. Leonhard zum Kirchen- und Pfarrpatron beigetragen haben. Im Allgemeinen müssen wir jedoch annehmen, daß die Gottscheer bei ihrer Einwanderung den Kult ihrer Heiligen aus der alten deutschen Heimat mitnahmen, so die Mösler den Kult des hl. Leonhard.

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